Wann kommt die Verkehrswende in Edingen-Neckarhausen?
Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 30.07.2020
Die Verwaltung hat offenbar verstanden, worum es uns geht. Im Beschlussvorschlag zu unserem Antrag „fahrradfreundliches Edingen-Neckarhausen“ heißt es: „Die Streichung von Parkplätzen zur Errichtung von Fahrradabstellanlagen stellt ein politisches Zeichen für mehr Radverkehr in der Gemeinde dar.“ Aber sie ist der Meinung, dass hier den motorisierten Verkehrsteilnehmern ungerechtfertigt etwas weggenommen wird: „Da aktuell der motorisierte Individualverkehr noch einen höheren Anteil am Verkehrsaufkommen in der Gemeinde besitzt, wäre dieser durch die Maßnahmen benachteiligt.“ Nun ist bisher der Radverkehr in unserer Gemeinde stark benachteiligt, ebenso die Bewegungsfreiheit von Fußgängern. Man merkt das zum Beispiel daran, welche Fußwege den Radfahrern zugetraut (oder zugemutet) werden. So heißt es im Verwaltungsvorschlag: „Aktuell wurden entlang des gesamten Messplatzes eine Reihe weiterer Abstellbügel installiert mit zusätzlicher Markierung als „Fahrradparkplatz“. Diese Kapazitäten sind derzeit noch nicht vollständig ausgeschöpft, die Verwaltung sieht daher kein Plus bei der Errichtung weiterer Abstellanlagen in einem Umkreis von 500 Metern, um hierdurch den Radverkehr zu fördern.“
Radfahrer können also ihr Fahrrad in einer Entfernung von 500 m von ihrem Ziel abstellen, während Autofahrer möglichst bis an die Haustür fahren können sollen. Die zu Fuß Gehenden müssen dann oft mit einem Bürgersteig von 50 cm Breite vorlieb nehmen (z.B. Grenzhöfer Straße) oder bei zu eng an der Hauswand geparkten Autos auf die Fahrbahn ausweichen (Hauptstraße, Theodor-Heuss-Straße).
Glücklicherweise sind auch andere Gemeinderäte mit unserer Fraktion offen für Fahrradstellplätze und Verbesserungen beim Rad- und Fußgängerverkehr. Aber zu einer grundlegenden Änderung unserer Verkehrskonzepte sind noch viele dicke Bretter zu bohren. Das zeigten auch die zähe Debatte um eine Freigabe und Ertüchtigung des Neckarwegs und die Ablehnung unseres Antrages für ein Mobilitätskonzept beim Baugebiet Neckarhausen-Nord.
Wir wissen, dass der Ausgleich von Interessen bei Fußgängern, Radfahrenden und Autofahrenden im öffentlichen Raum extrem schwierig sein kann. Die meisten von uns wechseln ja ständig zwischen diesen drei Rollen im Straßenverkehr. Deshalb müssen wir uns alle fragen, was wir zur Verkehrswende beitragen können. Lassen Sie uns also gemeinsam weiter daran arbeiten mit Kreativität und Vernunft, kompromissbereit, aber nicht konfliktscheu.(WH)