Das Verschwinden der Insekten

Artikel der OGL om Mitteilungsblatt vom 25.06.2020

Die konventionelle Landwirtschaft ist unter Druck geraten. Die Gründe dafür sind u. a.: Glyphosat im Urin, Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung, Nitrat im Grundwasser. Die Landwirte fühlen sich zu Unrecht zum Sündenbock gemacht, obwohl sie unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen produzieren. Die Erzeugerpreise sind schlecht, der Druck der Lebensmittel-Hersteller und Händler ist enorm, ein großer Teil der Verbraucher entscheidet sich für billige Lebensmittel und zusätzlich fühlen sich die Bauern von den EU-Vorschriften gegängelt.

 

Jetzt sollen die Landwirte auch noch am Insektensterben schuld sein, obwohl sie doch auf 5% ihrer Fläche das sog. „Greening“ durchführen. Doch es liegt der Verdacht auf der Hand, dass die Pflanzenschutzmittel eine wichtige Rolle spielen. Von „Pflanzenschutzmitteln“ ist in der konventionellen Landwirtschaft die Rede. Der Begriff „konventionell“ ist allerdings irreführend, weil konventionell nicht nur den Konventionen entsprechen, sondern auch herkömmlich bedeutet. Denn die herkömmliche Landwirtschaft hat Jahrhunderte lang ohne Einsatz von Chemie gearbeitet.

 

Insektizide töten nun mal Insekten, Herbizide vernichten Kräuter und so gelangen diese Stoffe in die Nahrungskette. Insekten, Vögel, Säugetiere und am Ende der Mensch sind betroffen.

 

Inzwischen wurde nachgewiesen, dass die Biodiversität in klein strukturierten Gebieten, z. B. in Städten, höher ist als auf konventionell bewirtschafteten Äckern. Die „Todeszone“ fängt gleich hinter dem Ortsrand an. Einen besonderen Beitrag dazu leisten z. B. die Maisfelder und andere „Energiepflanzen“, die eine immer größere Fläche einnehmen. Hier wurde für die Energiewende der Klima- und Artenschutz geopfert. Dafür kann dem einzelnen Landwirt schwerlich ein Vorwurf gemacht werden. Die Politik mit ihren Subventionen leistet dieser Entwicklung Vorschub. Allerdings sollte sich jeder Landwirt fragen, ob der Bauernverband als seine politische Vertretung tatsächlich seine Interessen wahrnimmt, oder nur die der Landwirte, die sehr große Flächen bewirtschaften und/oder Massentierhaltung betreiben.

 

Eine Umkehr ist unumgänglich und um diese zu erreichen, sind wirklich wir alle gefragt. Den Landwirten alleine die Verantwortung in die Schuhe zu schieben, ist zu einfach und bringt uns nicht voran. (RS)