Unser Antrag zur Verpachtung landwirtschaftlicher Flächen

 

 

Bei der letzten Gemeinderatssitzung wurde lange und erbittert diskutiert, bis endlich doch eine Mehrheit im Kern unserem Antrag zustimmte, eine Arbeitsgruppe zur Erstellung von Richtlinien für die Verpachtung landwirtschaftlicher Flächen einzusetzen. Dass der Gemeinderat nicht jeden Einzelfall verhandeln soll, sondern die Verwaltung entlang der gemeinsam beschlossenen Richtlinien entscheidet, in diesem Punkt haben uns die Argumente der UBL überzeugt.

 

In der Presse, in der Debatte selbst und im Artikel der LINKEN im letzten Mitteilungsblatt wurde allerdings unser Antrag teilweise missverstanden. Missverständnisse führen zur Polarisierung und helfen in der Sache nicht weiter. Deshalb möchten wir hier einiges richtig stellen.

 

Wir wollten die örtlichen Landwirte bei der Erstellung des Kriterienkatalogs keineswegs ausschließen. In unserem Antrag heißt es: „Die Kriterien werden von einer Arbeitsgruppe des Gemeinderates unter Beteiligung der maßgeblichen Interessenvertretungen zeitnah erarbeitet.“

 

Wir wollten in unserer Kritik der „Intransparenz“ nicht unterstellen, dass die Verwaltung bisher die Vergabe nicht nach bestem Wissen und Gewissen gehandhabt hat. Dennoch ist es auch für die Landwirte in der Vergangenheit nicht klar gewesen, warum der eine berücksichtigt wurde, aber der andere nicht. Dazu sind uns auch Beschwerden zu Ohren gekommen. Wir wollen auch nicht, dass Pachtflächen in Zukunft nur noch an zertifizierte Bio-Betriebe vergeben werden. Uns ist klar, dass die Umstellung eine schwierige Aufgabe und nicht ohne Risiko ist. Deshalb sollen auch einzelne Schritte zu mehr Ökologie gewürdigt werden, etwa freiwillige Naturschutzmaßnahmen, Humus aufbauende Landwirtschaft, Verzicht auf bestimmte Pflanzenschutzmittel sowie regionale Vermarktung. Wie schon bei den „Runden Tischen“ zum Bürgerbegehren „Pro Biene“ geht es darum, mit Landwirten und Naturschützern in den Dialog zu gehen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie wir angesichts des Klimawandels und der Bedrohung unserer natürlichen Grundlagen unsere Lebensmittelproduktion nachhaltig sichern können und damit auch das wirtschaftliche Überleben unserer Landwirte. Wer sich diesen Anforderungen komplett verweigert, wird keine Zukunft haben.(WH)

 

 

Stadtradeln: Wir sind dabei!

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 17.09.2020

 

Ab 20.September geht es wieder los und bis zum 10. Oktober läuft das Stadtradeln im Rhein-Neckarkreis. Wegen der Covid19-Pandemie wird es keine öffentlichen Veranstaltungen dazu geben, aber das Radeln selbst kann stattfinden. Bei der Aktion können wir uns als Kommune, als Verein, als Gemeinderat oder als sonstige aktive Gruppe beteiligen und uns zugleich selbst motivieren, etwas für gute Luft, weniger CO2 und zugleich für unsere Gesundheit zu tun. Im letzten Jahr waren schon viele aus unserer Gemeinde dabei, auch die OGL hat mitgemacht, und uns hat es wirklich dazu angeregt, Strecken öfter mal nicht mit Auto oder Bahn, sondern aus eigener Kraft mit dem Rad zurückzulegen.

 

Die Stadtradeln-App kann man einfach über Google-Play auf das Smartphone herunterladen, oder man kann sich am heimischen Computer bei stadtradeln.de registrieren. Wer die App auf dem Handy installiert hat, kann die Kilometer automatisch ermitteln lassen, alternativ kann man sie auch von Hand eintragen. Wer letztes Jahr schon mitgemacht hat, kann einfach seinen Account reaktivieren, ansonsten einfach neu anmelden, sich ein Team wählen oder eins gründen und mitmachen.

 

Mitmachen kann man auch wenn man nur wenige Kilometer täglich zurücklegt, als sowieso aktiver Radsportler oder auch mit einem E-Bike (Pedelec). Es geht nicht in erster Linie um den Wettbewerb, Mogeln macht also keinen Sinn. Vielmehr geht es um ein Sichtbarmachen unserer gemeinsamen Anstrengungen für eine Verkehrswende und nebenbei ein wenig den Stolz auf unsere Heimatgemeinde und unseren Verein zu stärken. Innerhalb von Vereinen oder Schulen usw. kann man nun auch Unterteams bilden, die sich miteinander messen können.

 

Mit dem Stadtradeln verbunden ist auch die Aktion RADar! (radar-online.net), die es erlaubt, während des Stadtradelns oder auch über diese Zeit hinaus Schwachstellen im Radnetz, schlechte Verkehrsführung oder schadhafte Wege an die Gemeindeverwaltung zu melden und so auch längerfristig an einer Verbesserung des Radverkehrs mitzuarbeiten. Wir gehen davon aus, dass auch unsere Gemeinde sich rechtzeitig dafür registriert. (WH)

 

 

Die FDP und der demokratische Diskurs – ein Lehrstück

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 06.08.2020

 

Frau Buschulte-Ding ist eine Profi. Das merkt man ihrem Text für die FDP im MB vom 30. Juli an. Deshalb wollen wir uns dieses Werk genauer anschauen. Es besteht inklusive Überschrift aus 65 Zeilen, die sich in drei fast gleichlange Abschnitte gliedern.

 

Teil 1 berichtet von Gewaltakten gegen Mitarbeiter:innen von bäuerlichen Betrieben. Teil 2 referiert nach einem kurzen Zwischenspiel auf den Leserbrief einer Frau aus Edingen im MM, die über die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln besorgt ist. Im Teil 3 kommt die Autorin dann zu des Pudels Kern, so ist zumindest zu vermuten: Die Anträge der OGL zur Vergabe von Gemeindeland nach transparenten Kriterien. In Überschrift und Zeile 1 gelingt es der Autorin, eine bewundernswerte Ansammlung von Angstwörter mit den Landwirten zu verbinden: Landwirte und ihre Familien sind Opfer von Hass, nochmal Hass, Hetze Attacken, Bedrohungen. Dann kommen die Aggressoren, die Polizei, die Täter, Sabotagen – ein wahres Inferno tut sich auf, bevor im Teil 2 fließend zum Leserbrief der Edinger Bürgerin übergegangen wird. In der Wissenschaft nennt man ein solches Verfahren Priming. Die Lesenden sollten alles Folgende unter dem zuvor eröffneten Gewaltszenario wahrnehmen. Am Ende von Teil 2 wird dann die Meinungsäußerung mit dem Gewaltszenario verknüpft. Die Leserbriefschreibern meint, dass es Druck aus der Bevölkerung braucht und Mut, damit sich in der Edinger Landwirtschaft etwas ändert. Das sind demokratische Tugenden, die hier wie von selbst in einen Gewaltkontext rutschen und die Autorin fragt besorgt „Zu was soll hier … aufgefordert werden?“ Eigentlich zu Mut und demokratischem Engagement. Im Kontext von Teil 1 sollen wir das aber als Gewaltaufruf erahnen.

Im Teil 3 geht es dann um den eigentlichen politischen Kern, der aber nicht wirklich benannt wird, denn er soll ja auch in den Gewaltkontext integriert werden. Wir haben in der Tat gefordert, dass zukünftig die Vergabe von Gemeindeland nach transparenten Kriterien geschieht und dabei von „Hinterzimmern“ gesprochen, in denen das bisher beschlossen wird. Wir haben seitdem erklärt, worauf dieser Begriff referieren sollte, und dass wir damit niemandem etwas Regelwidriges unterstellen wollten. Es geht um die Erfüllung der von Bund und Land aufgestellten Ziele zur ökologischen Landwirtschaft und darum, wie das erreicht werden kann. Der Autorin aber geht es darum, jede Diskussion über Veränderung zu denunzieren. Die Autorin tut in ihrem Text genau das, wovor sie vorgeblich warnt: nämlich Emotionen schüren. Das ist mehr als schade und in diesem Fall nicht nur für unsere Landwirtschaft, sondern für die demokratischen Diskurs. LR

 

Wann kommt die Verkehrswende in Edingen-Neckarhausen?

 

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 30.07.2020

 

Die Verwaltung hat offenbar verstanden, worum es uns geht. Im Beschlussvorschlag zu unserem Antrag „fahrradfreundliches Edingen-Neckarhausen“ heißt es: „Die Streichung von Parkplätzen zur Errichtung von Fahrradabstellanlagen stellt ein politisches Zeichen für mehr Radverkehr in der Gemeinde dar.“ Aber sie ist der Meinung, dass hier den motorisierten Verkehrsteilnehmern ungerechtfertigt etwas weggenommen wird: „Da aktuell der motorisierte Individualverkehr noch einen höheren Anteil am Verkehrsaufkommen in der Gemeinde besitzt, wäre dieser durch die Maßnahmen benachteiligt.“ Nun ist bisher der Radverkehr in unserer Gemeinde stark benachteiligt, ebenso die Bewegungsfreiheit von Fußgängern. Man merkt das zum Beispiel daran, welche Fußwege den Radfahrern zugetraut (oder zugemutet) werden. So heißt es im Verwaltungsvorschlag: „Aktuell wurden entlang des gesamten Messplatzes eine Reihe weiterer Abstellbügel installiert mit zusätzlicher Markierung als „Fahrradparkplatz“. Diese Kapazitäten sind derzeit noch nicht vollständig ausgeschöpft, die Verwaltung sieht daher kein Plus bei der Errichtung weiterer Abstellanlagen in einem Umkreis von 500 Metern, um hierdurch den Radverkehr zu fördern.“

 

Radfahrer können also ihr Fahrrad in einer Entfernung von 500 m von ihrem Ziel abstellen, während Autofahrer möglichst bis an die Haustür fahren können sollen. Die zu Fuß Gehenden müssen dann oft mit einem Bürgersteig von 50 cm Breite vorlieb nehmen (z.B. Grenzhöfer Straße) oder bei zu eng an der Hauswand geparkten Autos auf die Fahrbahn ausweichen (Hauptstraße, Theodor-Heuss-Straße).

 

Glücklicherweise sind auch andere Gemeinderäte mit unserer Fraktion offen für Fahrradstellplätze und Verbesserungen beim Rad- und Fußgängerverkehr. Aber zu einer grundlegenden Änderung unserer Verkehrskonzepte sind noch viele dicke Bretter zu bohren. Das zeigten auch die zähe Debatte um eine Freigabe und Ertüchtigung des Neckarwegs und die Ablehnung unseres Antrages für ein Mobilitätskonzept beim Baugebiet Neckarhausen-Nord.

 

Wir wissen, dass der Ausgleich von Interessen bei Fußgängern, Radfahrenden und Autofahrenden im öffentlichen Raum extrem schwierig sein kann. Die meisten von uns wechseln ja ständig zwischen diesen drei Rollen im Straßenverkehr. Deshalb müssen wir uns alle fragen, was wir zur Verkehrswende beitragen können. Lassen Sie uns also gemeinsam weiter daran arbeiten mit Kreativität und Vernunft, kompromissbereit, aber nicht konfliktscheu.(WH)

 

Mehr „Öko“ in der Landwirtschaft ist Pflicht – Wie kommen wir weiter?

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 16.07.2020

Der Artikel der RNZ (4.Juli) über unseren Antrag zur Verpachtung landwirtschaftlicher Flächen durch die Gemeinde und die darin zitierten Äußerungen des Ortsbauernverbandes lassen uns etwas konsterniert zurück. Die RNZ folgt der Maxime, „auch mit einer guten Sache sich niemals gemein zu machen“(HaJo Friedrichs). Sie gibt den Landwirten Gelegenheit, sich dazu auszusprechen, und bereichert so die öffentliche Debatte. Wir fühlen uns jedoch gründlich missverstanden.

Deshalb einige Klarstellungen: Die Aussage, Entscheidungen über die Flächenvergabe würden im „Hinterzimmer“ getroffen klingt polemisch , entspricht aber der Wahrheit. Bürgermeister Michler hat dem MM bestätigt, dass die Vergabe bisher ein Geschäft der laufenden Verwaltung ist, und dass es dafür keine festen Auswahlkriterien gibt. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir der Verwaltung hier Fehlverhalten vorwerfen, sondern wir möchten das Verfahren transparenter und gerechter gestalten. Bei Ausschreibungen wird dabei heute meist ein Punktesystem verwendet, das die Kriterien klar erkennbar macht. Was diese Kriterien angeht, haben wir Vorschläge gemacht. Zugleich haben wir deutlich gesagt, dass wir diese Kriterien in Zusammenarbeit mit den Interessenvertretungen (Landwirten und Naturschutzverbänden) in einer Arbeitsgruppe des Gemeinderates erarbeiten wollen.

Was uns bei den von Georg Koch genannten Kriterien (Hofnachfolge, Junglandwirt, aktuelle Flächenanzahl) fehlt, ist ganz klar die Zielrichtung einer ökologischen und umweltschonenden Weiterentwicklung der Landwirtschaft. Das ist eine Zielvorgabe der Bundes- und der Landesregierung: mehr als 20 Prozent Ökolandbau bis zum Jahr 2030. Wenn wir Artenvielfalt, Wasserqualität und Klima erhalten wollen, gibt es dazu keine Alternative! Ohne Mitarbeit unserer Landwirte geht das nicht.

Wir sind gern bereit, die Bauern bei allen Bestrebungen in diese Richtung zu unterstützen, wir haben als OGL aber nie in Aussicht gestellt, „eine Vermarktungsschiene für ökologisch produzierte Ware“ aufzubauen. Das liegt nicht in unserer Macht. Viele von uns würden aber gern ein Projekt z.B. nach dem Modell der „Solidarischen Landwirtschaft“ unterstützen, wenn ein Landwirt das in Angriff nehmen würde. Die Landesregierung hat Unterstützung bei der Vermarktung ökologischer Produkte zugesagt, das geht aber nur, wenn Betriebe auch ökologisch produzieren.

Wir wünschen uns keine Zuspitzung von Konflikten, sondern ein offenes Gespräch und sachliche Zusammenarbeit mit den Landwirten, wie auch schon in den „Runden Tischen zur Artenvielfalt“. Eine Opposition der Bauernverbände gegen alle ökologischen Auflagen hilft niemandem. Die Zukunft der Landwirtschaft muss und wird ökologischer sein, und nur zusammen – Produzenten, Konsumenten und Politik – können wir das erreichen. (WH)

 

 

Alles muss raus - der Ausverkauf der Allgemeingüter zu Lasten eines „guten Lebens“

 

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 09.07.2020

In vielen Kommunen geht es bei den meisten Entscheidungen nur um Kohle, nämlich um Geld. Genau wie die Kohle selbst, die die Wirtschaft am Laufen gehalten hat und immer noch hält, aber eine der größten Klimakiller ist, hat diese Sichtweise einen gravierenden Nachteil. Wir brauchen Wirtschaftswachstum, um unseren Wohlstand zu halten und unsere kommunalen Schulden abzubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist uns jedes Mittel recht. Was wir mit dem Geld zu tun gedenken, wird leider nicht an Wertverlust und Schadschöpfung gemessen, sondern nur an Wertschöpfung, die in Wirklichkeit keine ist. Gemeindeeigentum wird oft ohne zu zögern verkauft und geht damit der Allgemeinheit für immer verloren. Dabei ist Grund und Boden ein Gut, das nicht vermehrbar ist und immer knapper wird. Privatisierung von Boden erlaubt Spekulationsgewinne und verbaut den Kommunen langfristig Möglichkeiten städtebaulicher Entwicklung. Dies brauchte allerdings längerfristige Voraussicht, Hartnäckigkeit und Ausdauer.

 

Anreizsysteme, politische Programme, Finanzmärkte usw. verfolgen meistens nur ein Ziel: Mehr (Geld). Leider ist es so, dass soziale beziehungsweise umweltorientierte Werte abnehmen, wenn materielle Interessen wie Status, Macht und Geld zunehmen. Gleichzeitig schwinden Mitgefühl, Großzügigkeit und Umweltbewusstsein. Soziale und ökologische Ziele stehen dem Ziel nach schnellem Geld leider, leider entgegen - und müssen halt, wie so oft, zurückstehen.

 

Wie wäre es mit einer Reduktion des Umweltverbrauches und entsprechenden Bilanzen, die bei dieser Zielerreichung helfen? Dies würde für einen Teil der Menschheit Verzicht bedeuten, aber für die meisten ein Mehr an Lebensqualität. Doch wenn wir die Erde nicht ruinieren wollen, ist das nicht zu vermeiden. Was brauchen wir denn? Versorgungssicherheit, nämlich Nahrung, Trinkwasser, Wohnung, Energie, Gesundheitsvorsorge und Bildung. Unsere Ansprüche sind, besonders in den letzten Jahrzehnten, explodiert. Es wird Zeit, Bilanzen zu korrigieren - und damit auch Preise. Für viele Produkte müssen diese sich dann so erhöhen, dass sie die wahren Kosten anzeigen. Die Bepreisung von CO2 ist ein Versuch in die richtige Richtung. Im Moment zahlt der weniger wohlhabende Teil der (Welt-) Bevölkerung die Zeche, der am wenigsten zur Umweltverschmutzung beiträgt. Gerechtigkeit wäre die Lösung. (RS)

 

Die Geschichte des Platzes am "Steinernen Tisch"

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 18.06.2020

 

"Verehrte Bewohner der Lilienstraße! Viele von uns leben nun schon 10 und mehr Jahre hier und doch - von seinem direkten Nachbarn abgesehen - kennt man sich relativ wenig. Das mag zum einen an der Struktur der Straße mit dem starken Durchgangsverkehr, aber auch an dem Gebilde 'Neu-Edingen' [...], liegen. Auch Neuzugezogenen fällt es schwer sich einzuleben. Nun, dass es in einer etwas 'unpersönlichen' Straße aber nette, aufgeschlossene Menschen gibt, wollen wir mit einem Straßenfest beweisen, das eigentlich schon länger geplant war. Wir starten den Versuch am 24. September 1983 mit einem Zelt. Alle, die Lust haben aktiv mitzutun, sind zu unserem Vorbereitungstreffen [...] eingeladen! Es würde uns freuen, wenn sich recht 'Viele' einfinden würden, um das Vorurteil - in Neu-Edingen ist sowieso nichts los - abbauen zu helfen." Dieser Brief, der von Bernhard Jung, Lothar Bürkel und Werner Schnabel unterzeichnet war, wurde damals an alle Neu-Edinger geschickt. Das Vorbereitungstreffen sowie das Fest fanden enormen Zuspruch. Zum Fest erschienen die Neu-Edinger zahlreich und auch aus Edingen, Neckarhausen, Friedrichsfeld, Ladenburg und Mannheim kamen Gäste. "Die Lilienstraße feierte. Das Fest stieß auf unerwartet große Resonanz [...] Die Liliensträßler in Neu-Edingen waren von Samstagmittag bis -abend und noch in die Nacht hinein im wahrsten Sinne des Wortes 'aus dem Häuschen'." (Mannheimer Morgen) Für den Erlös des ersten Lilienstraß'-Festes ließ man an der Ecke Friedrichsfelder Straße/Lilienstraße eine Sitzecke mit einem steinernen Tisch errichten, die zum Verweilen einladen sollte. In den kommenden Jahren finanzierte man mit dem Fest auch ein Sandkasten und eine Kinderwippe. So wurde das bis dahin verwahrloste Grundstück den Anwohnern zugänglich gemacht.

 

Das Lilienstraßenfest wurde bis 1999 jährlich gefeiert. Dann räumte der Initiator und Organisator des Festes, Bernhard Jung, den Platz. Jüngere wollten übernehmen. Leider kamen aber in Folge dessen keine weiteren Feste zustande. In seinen "Lebenserinnerungen eines Edingers" (2008) schrieb Bernhard Jung: "Eine unserer letzten Aktionen bestand darin, im Advent an jeder Straßenlaterne der Lilienstraße einen Weihnachtsstern anzubringen. Fortan war unsere Straße in der Adventszeit eine der stimmungsvollsten in Edingen-Neckarhausen. Wenn ich Bilanz ziehen soll, kann ich sagen, dass sich aus einer relativ 'unpersönlichen' Wohngegend im Laufe der Jahre eine vorbildliche Nachbarschaftsgemeinschaft entwickelt hat, die bis zum heutigen Tag besteht."(Jenny Elster)

 

 

Ein innovatives Verkehrskonzept für Neckarhausen Nord!

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 10.06.2020

Die Gestaltung eines größeren Wohngebietes durch einen Bebauungsplan wirkt sich sehr vielfältig auf die Lebensqualität der BewohnerInnen, das soziale Zusammenleben, die Umwelt und den langfristigen Verbrauch von Ressourcen aus.

Ein Thema unter vielen ist der Verkehr: Wie viel Platz nimmt der „ruhende Verkehr“ ein? Wie stark belastet der fließende Verkehr die Anwohner durch Lärm, Gestank und Feinstaub? Wie angenehm ist es, sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf den Straßen zu bewegen? Wie gelangen die Bewohner schnell und bequem zum Arbeitsplatz, zu Einkaufsmöglichkeiten und zu Erholungsgebieten?

Wenn tatsächlich je Wohneinheit zwei Autostellplätze nicht nur bereitgestellt, sondern auch benutzt werden, wird sich die Verkehrsbelastung in Neckarhausen noch einmal deutlich erhöhen.

Uns liegt daran in einem neuen Wohngebiet den Bewohnern nicht zum häufigen Gebrauch von Autos zu nötigen, sondern die Fortbewegung zu Fuß und mit dem Fahrrad zu einem Genuss zu machen und für weitere Fahrten eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel zu gewährleisten.

Deshalb fordern wir, dass die Verwaltung zusammen mit dem Gemeinderat für das neue Quartier ein Mobilitätskonzept erarbeitet, bevor die Planungen abgeschlossen werden. Das kann auch günstige Auswirkungen auf die benachbarten Wohngebiete und unsere Gemeinde insgesamt haben, die sich damit dem in der Zukunftswerkstatt erarbeiteten Leitbild ein wenig mehr annähern würde. Dazu reichen wir einen Antrag ein.

In diesem Leitbild heißt es u.a.: „In Edingen-Neckarhausen wird die Belastung durch privaten und gewerblichen Kraftfahrzeugverkehr vermieden und auf ein geringes Maß reduziert.“

„Die Gemeinde Edingen-Neckarhausen ist eine Fahrradgemeinde, in der die Bedürfnisse der Radfahrer_innen mit der gleichen Priorität behandelt werden wie die der Kraftfahrzeugführer_innen.Die Bevölkerung erledigt immer mehr per Fahrrad.“ (wh/lr)

 

 

Fünf Bügel zum Glück

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 04.06.2020

Radfahrende sind ja so einfach zufrieden zu stellen. Einige solide Bügel als geeignete Anlehn- und Anschlussmöglichkeit, so jetzt neu am Messplatz in Edingen, fertig ist der Radhimmel. Ein sehr guter Anfang, über den wir uns ausdrücklich freuen. Wir hoffen sehr, dass schon bald an infrastrukturell sinnvollen Orten in unserer Gemeinde weitere Bügel folgen.

Im Januar hatte die OGL den Antrag in den Gemeinderat eingebracht. Das Ziel war und ist, wenn man so will, ein Radnetz für den ruhenden Verkehr. Radfahrenden einen Parkplatzkomfort bieten, der für Automobilisten schon immer selbstverständlich ist. Nah am Zielort parken, auf einer dafür eigens vorgesehenen Fläche. Fürs Rad braucht es noch einen stabilen Bügel, der Beschädigungen und Diebstahl verhindert. So werden Besorgungen per Rad im Ort bequem und auch für Neuradler attraktiv.

 

Dem folgen kann dann ein systematischer Radnetzausbau für den fließenden Radverkehr. Und dieses „RadNetz" sollte dann bitte nicht aus hier und da aufgepinselter weißer Farbe bestehen. Dort wo die Räume, die sich Radler und Fußgänger teilen sollen, ohnehin schon viel zu eng sind, dort wo die Wegebeschaffenheit so unverändert schlecht ist, sind die RadNetz-Symbole einfach nur ein Etikettenschwindel. Radfahrende sind vielleicht einfach zufrieden zu stellen, aber ganz bestimmt nicht mit schönem Schein.

Der Radverkehr braucht vielmehr durchdachte bauliche Anpassungen. Die Sichtbarkeit und Sicherheit der Radfahrenden und Fußgänger muss sich erhöhen, speziell an Kreuzungen und Einmündungen und speziell beim Zusammentreffen mit Automobilisten. Wir werden hierzu weitere Vorschläge erarbeiten.

 

Es ist noch viel Luft nach oben. Je mehr Menschen aufs Rad umsteigen, desto offener treten viele Unzulänglichkeiten zu Tage. Eingefleischte oder frisch Radfahrende, lasst uns den Verkehrswandel vorantreiben und mit den Pedalen abstimmen, wie es weiter gehen soll! (UD)

 

 

Meinungsfreiheit und Corona

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 28.05.2020

 

Jetzt haben sie wieder geöffnet, die Stammtische und Biergärten. Und natürlich werden die Verbote und Maßregeln rund um Corona ein heißdiskutiertes Thema sein. Mancher vorsichtige Mitbürger wird sich bei den Diskussionen dann vielleicht fragen: darf mein Gegenüber das so sagen? Ist das nicht unzulässig? „Mundschutz taugt nichts“ „Kretschmann ist in Wahrheit ein grüner Diktator“ „Boris Palmer hat doch Recht!“ Und wenn der vorsichtige Mitbürger dann den Juristen fragt, der neben ihm sitzt, bekommt er vielleicht die wenig hilfreiche Antwort: „es kommt darauf an“. Doch es gibt durchaus Kriterien, die Leitplanken für die Fahrt durch den Paragraphendschungel bilden können. Da sind auf der einen Seite die Grundrechte (die übrigens vorwiegend zum Schutz vor staatlicher Willkür geschaffen wurden, nicht zum Schutz vor Bill Gates). Unbedingt lesenswert: Artikel 5 des Grundgesetzes: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten“. Diese Bestimmung sichert also die Meinungsfreiheit und gibt zugleich das Recht auf Informationsbeschaffung. In Artikel 5 wird auch die Pressefreiheit gewährleistet (wichtig für Artikel in diesem Amtsblatt) und die Kunstfreiheit geschützt. Auf der anderen Seite stehen u.a. Strafbestimmungen: mit § 185 des Strafgesetzbuches (StGB) werden Beleidigungen bestraft und mit den Paragraphen 186 und 187 StGB unrichtige verächtlich machende Tatsachenbehauptungen über andere geahndet („üble Nachrede“ und „Verleumdung“). Was darf ich nun sagen? Wenn meine Aussage eine Meinungsäußerung ist, darf sie sehr weit gehen. Dann steht sie unter dem Schirm des Grundgesetzes. Eine Meinung ist übrigens nie richtig oder falsch. Es ist eben eine Meinung. Unzulässig sind allerdings Meinungsäußerungen, wenn sie zugleich beleidigend sind. Personen des öffentlichen Lebens müssen schärfere und belastendere Kritik hinnehmen als Privatpersonen (s.o. Kretschmann). Dagegen sind unwahre Tatsachenbehauptungen (also Lügen) nicht durch das Grundgesetz geschützt („im Rathaus schlafen immer alle“). Sie müssen ggf. widerrufen werden und sind evtl. auch strafbar (s.o.). Wie ist das nun mit: „alle Corona-Leugner sind Mörder“? Tatsachenbehauptung oder Meinungsäußerung? Diskutieren Sie! (TH)

 

 

Meinungsfreiheit auch für Irregeleitete

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 20.05.2020

Bei vielen Demonstrationen protestieren derzeit Menschen gegen die Corona-Maßnahmen. Auch im nachbarschaftlichen Gespräch, im Email-Postfach oder bei Facebook trifft man auf vielfältige Meinungen, die oft die Gefahr des Virus relativieren: eine Grippe, tötet nur Menschen, die sowieso gestorben wären, die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit sind unnötig usw. Viele der Argumente erscheinen nachvollziehbar. Die Grundrechte wurden in den letzten Wochen eingeschränkt wie noch nie seit 1945 und die genauen Maßstäbe dafür werden auch unter Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Manche Belastungen sind existenzbedrohend. Auch Boris Palmers Äußerungen, so verletzend und empathielos sie formuliert wurden, bewegen sich im Rahmen einer rationalen und demokratischen Debatte.

Es gibt aber auch irreführende, gefährliche und geradezu paranoide Ideen und Behauptungen, die wir nicht verbieten, denen wir aber konsequent entgegentreten müssen. Wenn man z.B. aus der zeitlichen Parallelität von Epidemien mit Wirtschaftskrisen politische Zusammenhänge konstruiert, ist das genauso abstrus wie die Idee, Bill Gates wolle mit Hilfe der WHO eine Impfpflicht durchsetzen, um den Menschen Chips einzusetzen. Nur ein wenig glaubhafter kommt der Sinsheimer Arzt Dr. Schiffmann daher, der mit fehlinterpretierten Statistiken belegen will, dass an COVID19 weniger Menschen sterben, als an einer Grippe. Bedenklich wird es, wenn er und andere die Corona-Verordnungen mit dem Ermächtigungsgesetz von 1933 vergleicht, mit dem Hitler die Weimarer Demokratie endgültig zerstörte.

Deutschland kommt bisher im Vergleich zu anderen Ländern mit relativ wenigen Todesopfern, einem funktionsfähigen Gesundheitssystem und relativ weichen Einschränkungen durch die Krise. Wirtschaftliche Folgen bemüht sich der Staat mit großem Aufwand auszugleichen. Wir werden informiert über eine vielfältige und freie Presse und von kompetenten Wissenschaftlern, die nicht immer einer Meinung sind. Wir können kritische Meinungen äußern, demonstrieren, Gerichte anrufen. Solange das so ist, sollten wir, bei aller Wachsamkeit, dem demokratischen Staat einen Vertrauensvorschuss geben. (WH)

 

Tafel unterm Scheunendach

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 15.05.2020

Für den gelungenen Neustart des Tafelladens unter dem Scheunendach am Sport und Freizeitzentrum möchten wir dem DRK Kreisverband unter Leitung der Geschäftsführerin Frau Springer und insbesondere auch Herrn Mitsch, dem Verantwortlichen der Tafel großen Dank aussprechen.

Ihr Einsatz für den Fortbestand des Tafelladens in Coronazeiten ist von großem Engagement, großartiger Logistik, Fleiß, Mitgefühl und Fantasiereichtum geprägt. Die Auftaktversanstaltung wurde solidarisch und tatkräftig von den Rgein-Neckar-Löwen unterstützt. Rund um den sportlichen Leiter, Oliver Roggisch, halfen Bundesligaspieler und Mitarbeiter der Geschäftsstelle mit viel Spaß und Freude beim Verteilen der bereitgestellten Güter an die Kunden der Tafel.

Nun wird der Ball an uns weiter gegeben:Jetzt sind wir BürgerInnen von Edingen-Neckarhausen gefragt, es den Spielern nachzutun!

Das DRK stellt uns weiterhin die Führung und die Logistische Versorgung bereit. Darüber hinaus unterstützt Holger Völkle, Inhaber des Edeka-Aktiv-Marktes, die Aktion mit gesponserten Tüten. Wir bedanken uns von Herzen dafür. (BJ)

 

 

Trauer um Altgemeinderätin Liselotte Schweikert

Artikel der OGL-Fraktion im Mitteilungsblatt vom 14.05.2020

Viele nannten sie Euro-Lilo. Und dieses Etikett war stets liebevoll-anerkennend gemeint. Unermüdlich hat sie sich für ein vereinigtes friedliebendes Europa eingesetzt. Und das aus ihrer christlichen und liberalen Grundhaltung heraus. Wir alle wissen, dass Blau und Gelb ihre Lieblingsfarben waren. Selbst gestrickte blau-gelbe Schals waren eine Spezialität von ihr. Vor allem in Wahlkampfzeiten! Sie hatte auch einen großen Sinn für Humor und konnte herzlich lachen. Gemeinderätin war sie von 1980-2009. Der Schreiber dieser Zeilen wurde 1984 in den Gemeinderat gewählt, 25 Jahre lang haben wir uns in verschiedenen Fraktionen gemeinsam für unsere Heimatgemeinde eingesetzt. Aber auch nach ihrer aktiven Zeit im Gemeinderat hat sie sich unermüdlich für Menschen in unserer Gemeinde eingesetzt. Sie besuchte und half alten oder kranken Menschen und spendete Trost. Sie war eine große Persönlichkeit. Noch in letzter Zeit habe ich Sie beim Einkauf einige Male getroffen. Nichts schien auf einen unverhofft-plötzlichen Tod hinzuweisen. Wir, die OGL und viele andere, trauern um eine große Persönlichkeit. Der Familie von Frau Schweikert sprechen wir unser tief empfundenes Beileid aus.(G.B.)

 

Einkaufen geht jetzt wieder – in örtlichen Geschäften

 

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 07.05.2020

Nun sind unsere kleinen und größeren Geschäfte vor Ort alle wieder geöffnet. Wir haben uns dafür stark gemacht, dass unsinnige Einschränkungen fallen, wie das Verbot in einem sowieso geöffneten Schreibwarengeschäft neben Zeitungen auch Schulhefte zu verkaufen. Gerade bei unseren örtlichen kleinen Läden sollte das nicht die Ansteckungsgefahr vergrößern, deshalb gewöhnen wir uns auch an eine Maskenpflicht beim Einkaufen.

 

Dennoch hat der Einzelhandel weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen, denn wenn die Leute zu Hause bleiben, die Kinder nicht in die Schulen gehen, private Besuche eingeschränkt werden, kaufen die Leute auch meist nur noch das Lebensnotwendige ein.

 

Schon seit längerer Zeit bestellen viele Leute auch lieber bei Internetshops. Amazon erlebt derzeit einen riesigen Umsatzanstieg, so groß, dass man den Versand von Büchern sogar zeitweise eingestellt hat – eigentlich das ursprüngliche Hauptgeschäft des Versandhändlers.

 

Deshalb unser Vorschlag: Was wir lokal einkaufen können, das sollten wir auch lokal kaufen. Der örtliche Einzelhandel bereichert das soziale Leben in der Gemeinde und bringt Einnahmen über die Gewerbesteuer, die dann wieder Institutionen wie Schulen, Kindergärten und Vereinen zugute kommen. Wenn man im Laden einkauft, gibt es auch keine Rücksendungen, die dann zu massenhafter Vernichtung neuwertiger Waren führen. Lokal einkaufen ist nachhaltig, macht Freude und unterstützt die örtliche Wirtschaft. Wer es kann, möge auch etwas großzügig sein: sich ein leckeres Essen mal im Restaurant bestellen, etwas spenden für die Tafel oder den Sozialfonds der Gemeinde. Das ist Wirtschaftsförderung auf eigene Faust. (WH)

 

 

Neues aus Neu-Edingen

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 23.04.2020

 

An unserer Verkehrsader, der Neckarhauser Straße, tut sich wieder was. Schon seit einiger Zeit werden angrenzende Hausgrundstücke saniert, modernisiert oder umgebaut. Auf dem Gelände der ehemaligen BP-Tankstelle, neben der früheren Gaststätte Philoxenia, wird derzeit ein Wohnhaus errichtet.

 

Nun hat der Technische Ausschuss des Gemeinderates einem großzügigen Bauvorhaben auf dem Grundstück Neckarhauser Straße 42 (Gelände Autohaus Clysters) zugestimmt. Nach den Planungen werden 30 Wohneinheiten auf 3 Etagen entstehen. Der Bauträger legt Wert auf fortschrittliche bautechnische Gestaltung. So soll die Energieversorgung in Form von Kraft-Wärme-Kopplung umgesetzt werden, noch unterhalb den Vorgaben der Energieeinsparungsverordnung. Die Dachflächen sollen begrünt, die Gebäudehülle mit Wärmeverbundsteinen errichtet werden. Die Fenster werden dreifach verglast werden, darüber hinaus wegen der nahen Autobahn in höherer Schallschutzklasse.

 

Man sieht also, dass es geht. Neubauten können einerseits den Zielen moderner, umweltgerechter Architektur entsprechen. Andererseits wird Wohnraum für viele geschaffen. Unsere Straße wird aufgewertet. Die Rennstrecke wird zur Wohnstraße.

 

Es liegt auf der Hand, dass mit jeder neuen Wohneinheit das Interesse an Verkehrsberuhigung und damit auch der Handlungsdruck auf die Verantwortlichen zunimmt. Die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h zur Nachtzeit kann nur ein Anfang sein. Tempolimit rund um die Uhr und LKW-Fahrverbot könnten und sollten bald folgen. Damit kann viel unnötiger und lästiger Verkehr ferngehalten und auf die Seckenheimer bzw. Friedrichsfelder Landstraße verwiesen werden.(KS)

 

 

Bernd Grabinger

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 02.04.2020

Die Nachricht hat uns zutiefst erschüttert. Wir sind fassungslos und sehr traurig. Mit Bernd Grabinger haben wir einen Menschen verloren, den wir für seine Klugheit und seine Fairness, für seinen Fleiß und seinen Humor überaus geschätzt haben. Als Fraktionsvorsitzender der CDU hatte er klare Vorstellungen darüber, was für unsere Gemeinde das Beste ist. Gelegentlich waren wir uns dabei auch nicht ganz einig. Diskussionsfreudig haben wir dann unsere Vorstellungen ausgetauscht - nicht selten auch noch bei den Nachsitzungen des Gemeinderates. Aber bei den grundsätzlichen Themen waren wir meist Verbündete - wenn es etwa um eine verantwortungsvolle Verwendung der Haushaltsmittel ging, um den Klimaschutz (Stichwort: LED-Beleuchtung, die er sehr forciert hat) oder um die Verbesserung des Fuß-und Radverkehrs. Bewundernswert, mit welcher Sorgfalt und Akribie er sich auf die Gemeinderatssitzungen vorbereitet hat (unvergessen: seine Analysen des Haushaltsplanes) und wie er regelmäßig mit klugen Ideen eine Beratung bereicherte. Dabei war er immer offen, ein sehr guter Zuhörer, mit feiner Ironie schlagfertig und absolut verlässlich. Bernd Grabinger wird uns sehr fehlen (TH).

 

Mittelgewann: Entscheidung gegen den ausdrücklichen Willen des Gemeinderates

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 05.03.2020

 

Trotz unseres Brandbriefes an den Vorsitzenden des Nachbarschaftsverbandes Heidelberg Mannheim, über den auch in der Rhein-Neckar-Zeitung und im Mannheimer Morgen ausführlich berichtet wurde: die Verbandsversammlung hat letzten Montag gegen die Stimmen von Bürgermeister Michler und Gemeinderat Helmut Koch entschieden, dass für unser Mittelgewann eine Bebauung mit einem Umfang von 7,5 ha im Flächennutzungsplan vorgesehen wird. Dabei war bekannt, dass unser Gemeinderat am 23.10.2019 einen für alle Beteiligten tragfähigen Kompromiss mit einer bebaubaren Fläche von 4,2 ha beschlossen hatte. Diese Missachtung des eindeutigen politischen Willens unserer Gemeinde, der ja auch durch den erfolgreichen Bürgerentscheid bekundet wurde, ist sehr bedauerlich. Nicht nachvollziehbar ist dabei auch die in der Versammlung geäußerte Begründung, weshalb dem Antrag der Gemeinde nicht gefolgt wird: danach hätte nämlich das Verfahren zum Teil wiederholt werden müssen. Welchen Sinn hat aber die Veröffentlichung von Planunterlagen mit der Aufforderung, dazu Stellung zu nehmen, wenn Änderungswünsche aus formalen Gründen nicht berücksichtigt werden, weil sie einen weiteren Verfahrensschritt zur Folge hätten? Auch wenn die Unterlegenen damit „getröstet“ wurden, dass die Bebauung unseres Kleinodes nach dem Flächennutzungsplan erst ab dem Jahre 2030 ermöglicht wird – es bleibt ein sehr ungutes Gefühl. Wir werden die Entwicklung jedenfalls weiterhin sehr aufmerksam beobachten und begleiten. (TH)

 

 

 

Verbraucher denken um: Regional ist gut – Regional + Bio wäre noch besser

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 27.02.2020

 

Unsere Landwirte fordern ordentliche Preise für ihre Produkte, sagen uns aber, die Produktion von Bio-Produkten lohne sich nicht. Eine Steigerung des Bio-Anteils in der Landwirtschaft auf 30 Prozent sei unrealistisch, da sich diese Waren nicht absetzen ließen.

 

Viele Menschen in unserer Gemeinde schätzen die Produkte aus den Bauernläden, die überwiegend regional produziert werden und, wie etwa die Eier aus Freilandhaltung, auch dem Tierwohl dienen. Wir freuen uns darüber hinaus, dass regionale Produkte verstärkt den Weg in die Supermärkte finden, wie z.B. Edeka.

 

Auch Bio-Produkte erfreuen sich steigender Beliebtheit. Im Fair-und-quer-Laden in Wieblingen trifft man häufig Kunden aus Edingen-Neckarhausen, ebenso in den Bio-Läden in Mannheim und Heidelberg. Auch die Supermärkte bieten immer mehr Bio-Ware an. Der Trend ist eindeutig: In Deutschland ist der Bio-Umsatz von 2 Prozent im Jahr 2000 auf derzeit 12 Prozent gestiegen. In jeweils 10 Jahren hat sich der Umsatz verdoppelt. Die Nachfrage steigt, aber auf der Angebotsseite tritt die Lobby der landwirtschaftlichen Industriebetriebe auf die Bremse. Die Gießkannensubventionen der EU fördern vor allem die Fläche , also die Großbetriebe. Warum unsere lokalen Landwirte mit viel kleineren Flächen glauben, dass sie die gleichen Interessen wie diese Betriebe haben, bleibt uns ein Rätsel.

 

Wir sind bereit uns an „blühenden Streifen“ zu beteiligen, wenn das die Artenvielfalt schützt, aber viel lieber würden wir Umweltgifte vermeiden, indem wir regional produzierte Bio-Lebensmittel kaufen. Am liebsten direkt im Hofladen in Anerkennung der Leistung der lokalen Landwirte! (WH)

 

Es war die Nachtigall und nicht die Lerche...

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 20.02,2020

 

Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,

Die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang;

Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.

 

(William Shakespeare, Romeo und Julia, 5. Szene)

 

Ja, es waren Nachtigallen und viele andere Vogelarten und manch anderes Getier, die ihre Heimat in den Büschen am Neckar in Neckarhausen und anderswo hatten. Das ist nun – mal wieder – vorbei.

 

Stille kehrt ein.

 

Viele Anwohnerinnen sind traurig oder empört und können nicht verstehen, was da passiert ist. Die Verantwortlichen in der Gemeinde wohl auch nicht recht. Jedenfalls hat man sich für den Radikalschnitt entschuldigt und betont, das sei ein Fehler gewesen. Das ist ein erster Schritt, aber das reicht nicht. Aktionen dieser Art hat es in der Vergangenheit schon gegeben, und man hat nicht den Eindruck, dass seitdem ein echter Lernprozess stattgefunden hat. Es braucht also einen klar definierten Ablauf, an den sich die Ausführenden zu halten haben. In anderen Gemeinden gibt es sicherlich genügend Modelle, an denen man sich für einen sinnvollen Pflegeplan orientieren kann. Auch in der Gemeinde gibt es genügende Menschen mit Sachkompetenz in diesem Bereich. Wenn es der Verwaltung schwerfällt, einen solchen Plan zu entwickeln und vor allem durchzusetzen, dann sollte der Gemeinderat das Thema aufgreifen und klare Vorgaben für die Zukunft formulieren. (LR)

 

 

Verkehrslärm auf unseren Straßen

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 06.02.2020

 

Auf den Durchgangsstraßen unserer Gemeinde hat der Verkehrslärm inzwischen gewaltige Ausmaße angenommen. Diese Feststellung belegt der Lärmaktionsplan mit den darin enthaltenen Daten zu den Tages- und Nachtzeiten. Lärm entsteht hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Geräusch der Fahrzeugreifen und der gefahrenen Geschwindigkeit. Für die Hauptstraße in Edingen und Neckarhausen ergab sich daher die Konsequenz, dass die Höchstgeschwindigkeit in den stark belasteten Abschnitten auf 30 km/ herabgesetzt wurde, teilweise allerdings nur für die Nachtzeit. Bei der Fortschreibung des Lärmaktionsplans wurde nun ermittelt, dass die „Zonierung“ der Geschwindigkeitsbeschränkung in Edingen aufgehoben werden kann und auch in Neckarhausen die 30 km/h Begrenzung für den ganzen Tag, also auch für tagsüber, eingeführt werden soll. Neu ist außerdem, dass auch für die Neckarhauser Straße zwischen der Stahlkreuzung und Neu-Edingen die Überschreitung der Zumutbarkeitsgrenzen ermittelt wurde. Erfasst wurden - auf Grund von Vorgaben - nur die Werte für den Lärm auf dieser Straße, nicht also auch die von BAB 656 und Bahn verursachten Dezibel. Zur Nachtzeit, nach der Straßenverkehrsordnung also der Zeit zwischen 22.00 Uhr und 6.00 Uhr, lagen die Zahlen für 24 Häuser zu hoch, tagsüber noch für 2 Anwesen. Man darf sich fragen, weshalb nicht der gesamte Lärm, also einschließlich der von BAB und Bahn, in die Rechnung einfließt. Denn die Ohren der Anwohner werden den Unterschied der Quellen kaum bemerken. Es gilt insoweit nicht: Lärm gleich Lärm. Es gibt keine Gesamtbetrachtung.

 

Obwohl also schon nach der reinen Straßenbelastung auch für die Rennstrecke Neckarhauser Straße wenigstens zur Nachtzeit Tempo 30 gefordert ist, hängen die entsprechenden Schilder noch nicht. Grund für die Verzögerung ist der Umstand, dass die Gemeindeverwaltung nicht selbst handeln kann. Im Augenblick prüft das Regierungspräsidium Karlsruhe, ob richtig gerechnet wurde. Das kann noch bis zu 3 Monaten andauern. Anschließend wird das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises die Montage der Schilder anordnen. Wir werden also warten müssen, vielleicht bis zur Mandelblüte, vielleicht auch bis zur Obsternte. Zum Durchatmen ist es ohnedies zu früh. Denn mit dem Bau der Neckarbrücke - während derzeit geplanter Bauzeit über 6 Jahre - wird das Regierungspräsidium Karlsruhe noch des öfteren den Verkehr der Friedrichsfelder Straße (L597) über die Neckarhauser Straße umleiten. Und da ist ja noch das Thema Feinstaub. (KS)

 

Stoff der Träume

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 30.Januar 2020

Es kommt Schwung in die Sache. Wir dürfen uns freuen, dass das absehbare Ende der CO2-Ökonomie nun von fast allen akzeptiert wird. Deshalb ist Lukas Schöfer und der CDU für die Ausrichtung der Veranstaltung zum Thema „Wasserstoff“ sehr zu danken, die sich nahtlos an eine ähnliche Veranstaltung der OGL im vergangenen Jahr anschloss. Nach Lukas Schöfers Einführung zum Stand der Entwicklung dieses Energiespeichermediums gab es interessante Informationen von Bernd Kappenstein zum Engagement der Metropolregion in der Wasserstoffwirtschaft.

 

Eines wurde sehr deutlich: Wasserstoff ist ein interessantes Speichermedium für alternativ erzeugte Energie. Wasserstoff mit Hilfe fossiler Energieträger zu produzieren macht hingegen auf Dauer wenig Sinn. Ziel einer nachhaltigen Energiewirtschaft ist die möglichst effiziente d.h. verlustfreie und direkte Verwendung der erzeugten Energie. Am besten vom Hausdach direkt ins Haus. Richtig ist jedoch auch: Bei der Stromproduktion aus Sonne und Wind gibt es immer Spitzen, in denen mehr Energie erzeugt als in diesem Moment gebraucht wird. Andererseits gibt es „Dunkelzeiten“, in denen zu wenig Energie zur Verfügung steht. Hier kommt auch der Wasserstoff ins Spiel. Der Umweg über die Erzeugung von Wasserstoff senkt zwar die Effizienz massiv, aber so kann wenigstens ein Teil der Energie erhalten werden.

 

In der Veranstaltung wurde zu Recht bemerkt, dass man das Eine tun (alternative Energiegewinnung ausbauen) und das Andere aber nicht lassen sollte (die Wasserstoffwirtschaft auf Basis alternativer Energien entwickeln). Und hier kommen wir zu unserer Gemeinde. Es wäre dem Gemeinderat zu wünschen, dass er mit viel Mut und Entschlossenheit am Ausbau vor allem der Solarenergiegewinnung auf den Dächern Edingen-Neckarhausens arbeitet. Ein Antrag der OGL dazu liegt seit einiger Zeit vor. Da sehen wir noch viel Luft nach oben. Wir sind sehr froh, wenn es in Zukunft im Ideenwettstreit um das beste Wie gehen wird und nicht mehr um das Ob. (LR)

 

Für wen sind die Gehsteige da?

Artikel der OGL vom  23.Januar 2020

Die Edinger Hauptstraße ist eng und die meiste Zeit des Tages schiebt sich eine Autokarawane hindurch, von Zeit zu Zeit unterbrochen durch ein paar Fußgänger, die den Knopf an der Fußgängerampel gedrückt haben. Vor der Bäckerei Stahl staut es sich regelmäßig, wenn ein breiteres Auto vorbei will und der Gegenverkehr das nicht zulässt. Radfahrer müssen sich zwischen parkenden Autos und dem fließenden Verkehr hindurch drängeln und fühlen sich ständig in Gefahr.

 

Doch am meisten gestraft sind Fußgänger, zumal wenn sie einen Rollator oder einen Kinderwagen vor sich her schieben müssen, denn auf den zugeparkten Gehwegen finden sie kaum noch Platz.

 

Das ist ein Zustand, an den wir uns seit Jahren zu gewöhnen versuchen, der aber eigentlich unmöglich ist. In Mannheim hat sich die Stadt auf Drängen des Regierungspräsidiums zum Handeln entschlossen. Ab diesem Sommer soll das Parken nur noch dort auf dem Bürgersteig erlaubt sein, wo es entsprechende Markierungen und Schilder gibt und wo eine ausreichende Gehsteigbreite von 1,50 Metern übrig bleibt für Fußgänger.

 

Die OGL sieht das Problem schon seit längerer Zeit und hat deshalb schon im Dezember letzten Jahres eine Anfrage an die Gemeindeverwaltung gerichtet, ob es dort Überlegungen gibt, wie ein Parkraummanagement in Zukunft aussehen könnte, und ob an eine Parkraumbewirtschaftung gedacht wird. Wegen der Haushaltsberatungen steht die Anfrage erst im Februar auf der Tagesordnung, aber das Problem drängt, was auch schon zu einer Nachfrage und Berichterstattung der RNZ geführt hat.

 

Für uns ist klar, dass von dem knappen Platz auf Straßen und Gehwegen den Fußgängern und Radfahrern mehr Raum zugestanden werden muss. Das heißt, in Zukunft können Parkplätze auch für Anwohner nicht mehr umsonst und zeitlich unbegrenzt nutzbar sein. Bei der guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gerade in Edingen braucht nicht mehr jede Person ein Auto

 

Einfach zu regeln wird das aber nicht, zumal unsere Gemeinde keine Verkehrsbehörde ist und z.B. in Sachen Anwohnerparkausweise auf das Landratsamt hören muss. (WH)

 

Runder Tisch in Schriesheim: Voller Saal und starke Emotionen

Artikel der OGL im Mitteilungsblatt vom 16. Januar 2020

 

Der Einladung des grünen Landtagsabgeordneten nach Schriesheim waren letzten Samstag erstaunlich viele Menschen gefolgt. In seiner Begrüßung sagte Uli Sckerl, nach dem Start des Bürgerbegehrens „Pro Biene“ seien zwei wichtige Bevölkerungsgruppen mobilisiert worden, auf der einen Seite die Großstädter, die sich für Umwelt und Klimaschutz engagieren wollen, auf der anderen Seite die Bauern und die Landbevölkerung, die schon unter dem Strukturwandel leiden und sich durch schärfere Umweltvorschriften in ihrer Existenz bedroht sehen. Da seien zwei Schnellzüge aufeinander zugerast und die Landesregierung habe erkannt, dass sie eingreifen muss, um eine Spaltung des Landes zu verhindern.

 

Staatssekretär Dr. André Baumann erläuterte in Kurzform die Inhalte des Gesetzentwurfes, der am 18. Dezember zwischen Landwirten und Umweltverbänden ausgehandelt worden war, und er er zeigte sich zufrieden mit dem Kompromiss, der geeignet sei, zu einer Befriedung zu führen und dennoch große Fortschritte beim Artenschutz bringen werde.

 

Nach einer Stellungnahme von Siegfried Demuth (BUND) brachte Wolfgang Guckert vom Kreisbauernverband die Bedenken der Bauern auf den Punkt: Ein Anstieg der Öko-Landwirtschaft auf 30 – 40 % sei unmöglich, wegen des fehlenden Absatzmarktes, da die grünen Überzeugungen der Städter nicht zu einem anderen Konsumverhalten führten. Neue Vorschriften würden dazu führen, dass weitere Betriebe aufgeben. Auch Georg Koch aus Edingen meldete sich zu Wort: Die Subventionen seien für die Landwirte keine Lösung, da die Aufkäufer der Lebensmittelbranche diese einpreisen, um noch billiger anbieten zu können. Für das Nitrat im Grundwasser seien nicht nur die Landwirte verantwortlich, sondern auch die Verbraucher.

 

Die Emotionen schlugen hohe Wellen. Eine Imkerin richtete einen leidenschaftlichen Appell an die Bauern, an das Leben ihrer Bienenvölker zu denken, wenn sie Gifte auf den Acker ausbringen. Einem älteren Bauern brach die Stimme weg, als er darüber sprach, wie ein Bauer am Neujahrstag morgens um sechs im Stall steht und daran verzweifelt, dass sein Einsatz nicht honoriert wird.

 

Dr. Baumann sieht in vielen Punkten die Regierung in der Pflicht. Die Akzeptanz von Bio-Produkten sei mit gezieltem Marketing auch regional zu erreichen. Auch der Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz sieht er als Aufgabe von Forschung und Beratung, nicht nur als Aufgabe der Bauern.

 

Doch auch er war wie viele andere im Saal dankbar für diese Veranstaltung, die dazu geführt hat, dass beide Seiten miteinander ins Gespräch kommen und sich besser verstehen. Jedenfalls wird der einvernehmliche Gesetzentwurf wohl dazu führen, dass das Volksbegehren, das den Bauern deutlich schwerere Einschränkungen auferlegt hätte, nicht weiter verfolgt wird. (WH)

 

 

Eckpunkte zum Artenschutz – Einladung zum Runden Tisch

Artikel der OGL im Mitteilungsblat vom 9. Januar 2020

 

Am 18. Dezember hat sich die Landesregierung mit dem Trägerkreis des Volksbegehrens zum Artenschutz und mit den landwirtschaftlichen Verbänden auf einen Gesetzentwurf zur Änderung des Naturschutzes und weitere Gesetze geeinigt. Damit ist das Volksbegehren, das von den Landwirten und sogar von einem Verband für Bio-Landwirtschaft als allzu weitgehend kritisiert wurde, vom Tisch.

 

Die geplante Umsetzung der „Eckpunkte“ sieht dennoch große Fortschritte und Anstrengungen für den Artenschutz vor: Unter anderem soll der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel bis 2030 um 40 bis 50 Prozent reduziert werden. Das Land gestaltet die Rahmenbedingungen so, dass dieses Ziel erreicht werden kann. Das soll nicht durch Verpflichtung einzelner Betriebe geschehen, sondern durch die Anschaffung neuer Technik, verstärkte Förderung für den freiwilligen Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und den Ausbau des integrierten Pflanzenschutzes. Der Anteil ökologischer Landwirtschaft in der gleichen Zeit auf 30 – 40 Prozent anwachsen. Dies will die Landesregierung durch finanzielle Anreize und Verbraucheraufklärung erreichen. Ab 2022 wird der Einsatz von Pestiziden in Naturschutzgebieten verboten.

 

 

Diese und weitere Maßnahmen werden bei einem Runden Tisch von Uli Sckerl und Staatssekretär Dr. André Baumann am Samstag den 11. Januar um 14.30 Uhr in Schriesheim der Öffentlichkeit vorgestellt. Zu der Veranstaltung sind alle Interessierten eingeladen, insbesondere natürlich Landwirte und Naturschützer, die bisher schon intensiv über das Volksbegehren diskutiert haben. Am Runden Tisch können natürlich alle Fragen gestellt und besprochen werden, die die Betroffenen bewegen: Was bedeutet der Gesetzentwurf im praktischen Naturschutz? Welche Auswirkungen haben sie bei der Bewirtschaftung der Felder und welche Aufgaben kommen auf die Gemeinden zu? (WH)