Der Igel – ein Preistreiber?

 

In der letzten Gemeinderatssitzung beanstandete unsere Fraktion fehlende Naturschutzmaßnahmen im Entwurf des Bebauungsplans Neckarhausen-Süd. Beispielsweise fehlen Vorgaben für die Neuerrichtung von Zäunen. Diese sollten so gestaltet sein, dass sie Kleinsäugern Wandermöglichkeit gestatten, statt im Drahtgeflecht eines Zaunes zu verenden oder sie auf die Straße zu zwingen, um bei der Überquerung überfahren zu werden. Diese Forderung brachte uns eine gehörige verbale Ohrfeige ein: „Wenn der Igel über die Hauptstraße läuft, dann ist er halt tot“. Die SPD moniert, dass Baukosten aufgrund solcher Maßnahmen unbezahlbar würden. Das hat uns doch etwas verwundert, denn der im MM zitierte Gemeinderat sollte schon wissen, dass es nicht um einen Igel geht, sondern um sehr viele Kleintiere. Sind Zäune mit Durchlässen bzw. mit etwas Bodenabstand denn wirklich teurer? Oder haben wir einen wunden Punkt getroffen?

Vielleicht rauben solcherlei Vorgaben dem Bürger die Wahlfreiheit zwischen naturfreundlicher oder eher naturfeindlicher Ausführung? Damit stellt sich die Frage, ob der individuelle Wunsch nach maximaler Selbstverwirklichung gegenüber dem Recht auf Unversehrtheit der Mitgeschöpfe höher zu bewerten ist. Wenn dem so wäre, müssten beispielsweise alle Rauchverbote aufgehoben und alle Tempolimits abgeschafft werden, die wilde Müllablagerung im Wald wäre erlaubt. Undenkbar. Nur wenige Maßnahmen zum Schutz unserer Wildtiere sind mittlerweile selbstverständlich geworden und allgemein akzeptiert. Sicher: Naturschutzgebiete dürfen nicht wahllos betreten werden und unseren Haustieren, dem Hund und der Katze, ist es nicht erlaubt, zu wildern. Aber mit wesentlich mehr Restriktionen sind wir als Mensch im Umgang mit Wildtieren nicht belastet. Die meisten Wildtiere haben ihren Lebensraum verloren, da echte Natur nur noch bruchstückhaft vorhanden ist. Versteckmöglichkeiten, Nahrung und Nistplätze wurden so sehr reduziert, dass wir nun mit einem umfassenden Artensterben konfrontiert sind. Um den Erhalt der Arten zu gewährleisten, müssen wir endlich beginnen, unsere Gärten und Grünflächen naturnah zu gestalten. Und das beinhaltet natürlich auch den artengerechten Zaun. (LR)

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