Lemminge, so heißt es, neigen dazu, hin und wieder in Massen bewusst in den Tod zu gehen. Daran stimmt fast nichts, außer dass sich die Tiere bei hohem Bevölkerungsdruck auf den Weg machen und nach neuen Futterquellen suchen. Dabei kommen viele ums Leben. Wenn man Menschen statt Lemminge einsetzt dann, so hat man dieser Tage den Eindruck, passt es. Nein, hier wird es nicht um den Krieg gehen, sondern um den Natur- und Artenschutz und damit indirekt auch wieder um den Krieg. Mit dem Krieg wird nämlich gerne begründet warum wir uns an allen Enden lieber ein bisschen mehr in den Abgrund stürzen sollen. Jüngstes Beispiel, die Rolle rückwärts des Landwirtschaftsministeriums bei den Umweltstandards bei Fruchtflächen und Brachflächen. Die von uns Menschen benutzte Natur ist zunehmend erschöpft, die Böden ausgelaugt, die Insekten auf einen Bruchteil der ursprünglichen Populationen reduziert. Dürre breitet sich aus, die Ernteerträge fallen … – Das ist keine negative Utopie, sondern eine Zustandsbeschreibung. Und dennoch ist es der Agrarlobby gelungen, die dringend notwendigen verbesserten Umweltstandards zu torpedieren (wir sind ja im Krieg) und ihre Verschiebung zu erreichen. Es gäbe Alternativen, aber an die soll aus Profitgründen nicht einmal gedacht werden. Welch ein Irrsinn, dass wir Bio-Sprit subventionieren (E10) und den Spritverbrauch (Benzinpreissubventionen), wenn wir mehr Flächen für die Ernährungssicherung brauchen. Dazu schreibt die Deutsche Umwelthilfe: „Eben weil wir die Ernährung von Menschen sichern müssen, dürfen nicht die viel zu wenigen und ertragsschwachen Artenschutzflächen weichen, während wir gleichzeitig immer noch 3,4 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten jedes Jahr in den Benzintank werfen und 60 Prozent des Getreides in Deutschland für Futtermittel verwenden.“ (DUH Homepage 6.8.22). Auch hier am Ort könnte man vieles verbessern, aber wir wollen uns nicht wiederholen und wissen, dass derzeit noch keine Umkehr zu erhoffen ist. Wäre schön, es gäbe bald eine Person im Bürgermeisteramt, die den Ernst der Lage urbi et orbi (in Edingen-Neckarhausen und sonstwo) zum Leitbild ihrer oder seiner Arbeit macht. (LR)
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